Sechs Erbsen gingen mal auf Reisen

Bild von Jürgen Wagner
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Sechs Erbsen gingen mal auf Reisen
Denn niemand wollte sie verspeisen
Ein Mensch, der wollte sie nur zählen
Damit sich selbst und And‘re quälen

Da war es besser fortzugehen
Und etwas von der Welt zu sehen
Ein kleines Kind saß mit im Boot
Entging somit dem frühen Tod

Sie fuhren über's große Wasser
Und wurden doch kein bisschen nasser
Die Schote war das beste Schiff
Sie hatten alles voll im Griff

Es war als flögen sie dahin
Nach freiem Leben stand ihr Sinn
Mit großem Herz und mit Ideen
Wird man die Welt mal anders seh'n

Ich nahm das grüne Schiff am Schopf
Und tat die sechs in meinen Topf
Dort wurden sie gekocht, gewürzt
Und ihre Irrfahrt abgekürzt

2016 - Anm.: bis ins 19. Jh. bezeichnete man mit einem Erbsenzähler einen Menschen, der selbst das Kleinste noch zählt: einen Knauserigen. Heute versteht man darunter einen, der bis ins letzte Detail genau und vollständig vorgeht: einen Pedanten

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Kommentare

Adelheid
08. Dez 2016

Collage und Idee - ein wohltuender Gegensatz zu den glitzerenden Weihnachtsdekorationen derzeit!
Und ein köstliches Nonsensgedicht in bester Tradition von Christian Morgensterns.Galgenliedern!
Nur bedaure ich, dass weitere Abenteuer dieser liebenswerten sechs Erbsen im Kochtopf so abrupt beendet wurden.

Danke für diese Erheiterung im Adventsstress!
Adelheid

08. Dez 2016

Ich fragte mich auch lange, wo die sieben nach ihrer Seereise landen? Dachte mir: in meinem Kochtopf sind sie am besten aufgehoben. Ich zähle auch nicht lange nach, sondern nehm' sie, wie sie sind. Ach, ich denke an Kindertage und bekomme Hunger nach Erbenseintopf mit Würstchen. LG! JW